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von Pausen oder einfach sein und lassen...

Ist dir aufgefallen, dass der Blog der Gesundheitspraxis Tentlingen immer am 13ten des Monats erscheint? Um den 10ten des Monats fängt es in mir langsam an zu kribbeln. Gedanken kreisen um das Thema des nächsten Blogs. Gestern wäre also der Blog erschienen. Heute bin ich spät dran... und ich fühle mich erstaunlicherweise nicht gejagt endlich den Beitrag zu liefern.

Wie kommt das? Nachdem ich in den letzten Monaten so viele Gefühle durchfühlt habe, ist es Zeit, einiges davon loszulassen. Als wüsste mein Körper ganz klar, wann es Zeit ist, Platz für Neues zu schaffen oder eben wieder einmal Pausen einzulegen, folge ich einem anderen Rhythmus. Alles wirkt etwas langsamer und plötzlich bleibt Raum für ein bisschen mehr SEIN.


Beides, "loslassen" und "pausieren" sind Themen, die mir in der Praxis und in meinem ganz persönlichen Alltag ständig begegnen.


LOSLASSEN kann ich persönlich am Besten körperlich begreifen. Mit meinem Bewusstsein und auch durch meine Gefühlswelt erfasse ich zwar, dass ich wieder etwas loslassen darf. Wird es dann konkret, ist der Prozess übers Tun nachhaltiger. Rituale helfen ganz bewusst loszulassen. So haben wir als Familie mit Blüten aus dem Garten von meiner Schwiegermutter Abschied genommen. Bewusst haben wir diese Blüten mit guten Wünschen für die Reise von Grosi dem Moosbach übergeben. Jede Blüte hat sich sanft in der Hand angefühlt. Die Berührung mit dem kalten Wasser hat einen erfrischend Eindruck hinterlassen. Mit den Augen haben wir den bunten Farbfleck im pulsierenden Fluss des Bachs wahrgenommen und sind spielerisch seinem Lauf gefolgt. Und dann, als alle Wahrnehmung sich auf das Gefühl des Loslassens gerichtet hat, war dieser Prozess plötzlich "begreifbarer".


Jede Form von Ritualen unterstreicht den natürlichen Lauf der Dinge mit deren Anfang und Ende. Wenn es im Alltag etwas schneller gehen muss, kann die folgende Übung beim Loslassen unterstützend wirken.


werfen, fangen, loslassen - wie sich "loslassen" anfühlt

Damit du wirklich "begreifst", was loslassen bedeutet, hilft dir das bewusste Fühlen "loszulassen".

  1. Stehe mit beiden Füssen gut verwurzelt da. Nimm einen kleinen, weichen Ball. Wirf den Ball im Bogen von der einen Hand in die andere. Sprich währenddessen die Worte «werfen – fangen». Tue dies 4 bis 5-mal konzentriert, ohne dabei den Ball loszulassen.

  2. Dann lass den Ball bewusst zu Boden fallen. Sage laut und deutlich «loslassen».

  3. Danach schüttle den ganzen Körper gut aus, indem du die Füsse fest mit dem Boden verankerst, die Knie weich werden lässt und den Körper von den Füssen bis zum Kopf zu schütteln beginnst. Die Schüttelbewegungen dürfen immer grösser werden und dann langsam wieder verebben.

  4. Übe dies täglich 10 Minuten.



PAUSEN einlegen kann ich persönlich schwer. Wenn der Kopf Ideen um Ideen produziert, dann wird es schwierig kurz inne zu halten. Jede Minute zählt, weil das Leben nun einmal endlich ist und ich noch so viel will... Und bereits hier, sind wir wieder beim Thema "loslassen". Pausieren, verschnaufen, ruhen... meint "nichts wollen" oder "einfach sein" und "sein lassen".

Wahrscheinlich kennst du bereits die Geschichte, von den zwei Holzhackern. Beide hackten den ganzen Tag über Holz. Während der einte, ohne Pause einzulegen, gearbeitet hatte, hackte der andere immer etwa 50 Minuten und legte dann eine Pause von 10 Minuten ein. Der erste Holzhacker hatte am Abend einen beeindruckenden Stoss Holz geschafft und spürte die Anstrengung des Tages in jedem Knochen. Der zweite Holzhacker hingegen hatte am Abend einen noch grösseren Stoss geschafft und fühlte sich zufrieden und ausgeglichen. Er hatte dem Körper kleine Ruhepausen gegönnt und während er auf einer Holzbeige geruht hatte, gelegentlich seine Axt geschärft. Das Paradoxe der Geschichte sticht ins Auge: "Du erbringst mehr und bessere Leistung, wenn du weniger arbeitest, dafür mehr Pausen einlegst."


MikroPausen

Wenn du dich oft zeitlich oder emotional unter Druck fühlst, kann dich folgende Übung unterstützen. Stelle dir einen Wecker mehrfach am Tag zu zufälligen Zeiten. Achte dabei auf einen angenehmen Klingel-Ton. Zum Beispiel einen «Gong», der einmal tönt und sich anschliessend selbst ausschaltet.

In dem Moment, wo der «Gong» erklingt, machst du folgende MikroPause...


Durch Pausen zur Entspannung kommen und den Flow spüren


Nimm dir 5-10 Minuten ungestörte Zeit für dich. Suche einen Ort, wo du ungestört bist und mache es dir sitzend bequem.

  1. Nimm deine Schultern leicht zurück und richte dich gerade auf (die Energie fliesst in dieser Haltung besser durch den Körper). Atme einmal tief in den Bauch ein und aus (es hilft, wenn du deine Hand auf deinen Bauch legst). Lächle (nimm dabei deine Vorstellungs- und Gefühlswelt mit).

  2. Schliesse deine Augen, wenn du dich leicht ablenken lässt. Geschlossene Augen helfen ganz bei dir zu sein.

  3. Es gibt weiter nichts zu tun als diese tiefe Bauchatmung. Zirka 2-3 Min. Sage dir innerlich immer, wenn deine Gedanken abschweifen: «Es gibt jetzt nichts zu tun, ausser tief in den Bauch zu atmen.»

  4. Wie fühlst du dich nach diesen 2-3 Minuten Pause? Der Vorteil der MikroPause ist, dass sie sich jederzeit anwenden lässt.


Die Geschichte der Holzhacker zeigt ausserdem, dass die innere Haltung zu Pausen bestärkend oder verkrampfend wirken kann.

Hier hilft der Begriff "nichts wollen".

Wenn ich "will", dann befindet sich mein ganzer Körper in Spannung, bereit sofort loszulegen. Aber auch so fixiert auf das Ziel und das Resultat, dass die eigenen Grenzen leicht ausgeblendet werden.

Wenn ich mich im "geschehen lassen" übe, bin ich ganz bei mir, meinem Sein und vertraue, dass das Leben alles bereit hält, was ich benötige. Mein Körper ist dabei spürbar entspannter. Im besten Fall geschieht etwas, das ich den "Fluss" nenne... ich bin im Flow, alles fliesst und ohne zu wollen, noch während ich nichts tue, zeigt sich das Leben von seiner buntesten Seite.


«Ich atme ein und weiss: Ich lebe. Ich atme aus und lächle dem Leben zu.» (Thich Nhat Hanh)

In diesem Sinne wünsche ich dir viel Sinn für das Begreifen vom Loslassen und die Pause zum richtigen Zeitpunkt, die dich nährt und im besten Fall zum Lächeln bringen.


Danke für deine Aufmerksamkeit beim Lesen des Blogs. Danke für das Ausprobieren der verschiedenen Werkzeuge. Danke für dein Feedback, damit ich mich freuen und wachsen darf.


Quellen:

-Geschichte Holzhacker: Skript www.praevensana.ch, Patrik Schawalder, Zeitmanagement-Modul 039, Januar 2023

-Zitat Thich Nhat Hanh: aus Goldene Regeln der Achtsamkeit, 2022, Herder-Verlag, ISBN: 978-3-451-03347-6, Seite 47

-Übung Loslassen: Andrea Christiansen, aus Mudras - Yoga für die Hände, Heilende Übungen für Körper und Seele, 2014, Irisiana Verlag, ISBN: 978-3-424-15240-1, Seite 82

-Übung Mikropausen: Steffen Lohrer, aus Younity Masterclass im Februar 2023

-Bilder aus der eigenen FrühlingsFotoGalerie




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