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Mentaltraining als Schulfach - für mehr Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit

Aktualisiert: 15. Mai 2023

Mein Partner legt mir ans Herz einen Artikel aus den Printmedien zu lesen. Er glaubt, dass da Mentaltraining helfen könnte. Also lese ich einen Artikel unter der Rubrik "Ratgeber Erziehung" von Rita Messmer. Es geht in diesem Artikel darum, wie Eltern ihre Kinder dabei unterstützen können von Mitschülern nicht gemobbt zu werden.

Mir kommen sofort die Kids aus meinem monatlichen Mentaltraining Kurs in den Sinn. Wie diese jungen Menschen so stark und voller Selbstbewusstsein ihre Gefühle ausdrücken und mit bewusster Wortwahl beschreiben, wie die mentale Übung auf sie gewirkt hat. Mir bereitet die mentale Arbeit mit diesen Kindern einfach nur Freude. Der Gedanken, dass vielleicht eines dieser Kids von Mobbing betroffen sein könnte, macht mich selbst betroffen. Rita Messmers Rat an die Eltern, um den Kindern das Mobbing zu ersparen: "Stärken Sie das Selbstbewusstsein ihres Kindes." Ich unterstütze dieses Fazit und denke insgeheim, dass damit zeitgleich auch das Selbstbewusstsein der Eltern mitwachsen kann, weil meiner Erfahrung nach Kinder grosse Lehrmeister sind.


Jugend in der Krise

Am Wochenende besuche ich einen Atemkurs und auf meinem Sitzkissen liegen verschiedene Zeitschriften, die ich "gratis" zum Weiterbildungskurs erhalte. Auf meiner Heimreise im Zug lese ich also im ElternMagazin, dass die Jugend in der Krise steckt. Eine Zentrale Rolle soll die Selbstwirksamkeit für die emotionale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen spielen. Mir zischt dabei ein leiser Gedanke durch den Kopf, dass Selbstwirksamkeit im Coachingprozess auch bei vielen Erwachsenen ein Thema ist. Ebenfalls kommt beim Lesen des Artikels zum Ausdruck, dass das eigene Stressempfinden der Kinder und Jugendlichen ein Indikator für deren emotionales Wohlergehen ist. Ich fühle mich erkannt. Ich selbst spüre Stress dann, wenn ich mich darauf fokussiere, dass sich das Problem nicht so rasch lösen lässt. Der Perspektivenwechsel und der Blick auf meine Ressourcen hilft mir dann, dieses mutlose Gefühl hinter mir zu lassen. Ich werde mir bewusst, dass ich solche Strategien erst spät im Erwachsenenalter erlernt habe. Hand aufs Herz... manchmal gehen diese Methoden sogar heute kurzweilig vergessen. Ich frage mich, wie es dazu kommt, dass dies bereits von jungen Menschen erwartet wird. Schliesslich existiert noch kein Schulfach, das ganz explizit mentale und emotionale Stärke schult. "Viele Jugendliche finden keine guten Strategien im Umgang mit dem Chaos im Kopf", lese ich weiter. Mir kommt in den Sinn, wie mir selbst der nährende Gedanke "ich bin nicht meine Gedanken" und achtsame Momente im Alltag geholfen haben, mehr Ordnung im Kopf zu schaffen. Auch das habe ich nicht in der Schule gelernt.

Spätestens an dieser Stelle des Artikels wappne ich mich und frage mich zeitgleich, wie ich wohl in meiner Rolle als Elternteil dazu beigetragen habe, dass sich die Jugend zurzeit in dieser Krise befindet. Doch die Schuldzuweisung fällt aus. Erleichtert stelle ich fest, dass in diesem Artikel die Eltern nicht für die Krisen ihrer Kinder verantwortlich gemacht werden. Zudem scheint eine belastende Beziehung zu den Eltern für die Mehrheit der Jugendlichen nicht das Problem zu sein. Untersuchungen der deutschen Shell-Jugendstudie zeigen: "Seit 2002 nimmt der Anteil Jugendlicher, die ein positives Verhältnis zu den Eltern haben, stetig zu." Ich seufze laut auf und atme wortwörtlich auf. Jeder Luftzug ist eine Wohltat und entspannt mich körperlich. Atmen. Atmen. Atmen. Ruhig lese ich nach dem Atmen weiter.


Atmen für Kinder und Eltern - Annäherung an mein AtemWesen

Diese Übung bringt dich in deinen Körper, ins Hier & Jetzt und zu dir und kommt aus der Atemtherapie.

  • Setze dich auf die vordere Kante eines Hockers. Dein Rücken ist frei, deine Beine stehen hüftbreit vor dir, deine Füsse sind mit dem Boden verankert. Du spürst die Sitzbeinhöcker auf dem Stuhl und deine Fussflächen auf dem Boden. Deine Hände liegen mit den Handflächen nach unten bequem auf den Oberschenkeln.

  • Vergiss alles, was du über den Atem weisst und wie er sein sollte. Stell dir vor, du bist ein kleines Kind, das seinen Atem entdeckt - neugierig, geduldig und ohne Erwartungen.

  • Beobachte deinen Atem, wie er kommt und wie er geht. Entdecke die Pausen zwischen dem Ein- und Ausatmen.

  • Hast du dich bereits ein wenig im Beobachten geübt, dann stelle dir folgende Fragen: -Wie lange ist mein Einatmen? Wie lange ist mein Ausatmen? -Wo im Körper komme ich mit dem Atem in Berührung? Wo nehme ich wahr, wie sich meine Körperwände mit dem Einatmen ausdehnen und mit dem Ausatmen senken? -Verändert sich mein Atem, wenn ich ihn beobachte?

  • Vielleicht gelingt es nicht sofort, dich einfach nur deinem Atem zuzuwenden. Dann erinnere dich daran, wie ein Kleinkind versucht zu gehen, wie es hinfällt, es erneut versucht, seine Strategie anpasst bis es schlussendlich gelingt. Und alle Kinder, mit den körperlichen Voraussetzungen dazu, haben es geschafft zu gehen.


Die Psychologin und Heilpädagogin Eliane Perret meint im Artikel weiter: "Erwachsene haben die Aufgabe, Kindern zu zeigen, was das Leben ist - dass es uns vor Herausforderungen stellt und dass diese durchaus zu meistern sind." Hier spüre ich die Verantwortung, die ich mir selbst und meinen Kindern gegenüber habe. Ich begreife, dass ich also "Frei" von Schuld und damit mit der "Möglichkeit" ausgestattet bin, meinen Kindern Selbstwirksamkeit vorzuleben. Früher habe ich mir oft Sorgen um meine Kinder gemacht. Vielleicht auch deshalb, weil ich in einer sorgenden Mutter auch eine liebende Mutter vermutet habe. Heute weiss ich, dass ich mich im Vertrauen üben darf. Je mehr Vertrauen ich meinen Kindern entgegen bringe, desto mehr Vertrauen haben die Kinder in das Leben, in die Familie und in das eigene Selbst. Hier beginnt meiner Meinung nach das Selbstbewusstsein, welches uns eine Krise überwinden hilft.


«Kinder machen nicht das, was wir sagen, sondern das, was wir tun.» Jesper Juul

Eliane Perret beschreibt zudem: "Es müsste eigentlich darum gehen, das Kind zu ermutigen und ihm zu zeigen, wie es die gestellten Aufgaben bewältigen kann. Das würde sein Gefühl der Selbstwirksamkeit langfristig stärken." Und nach dieser Aussage frage ich mich, ob ich selbst genügend ermutigend auf meine Kinder einwirke und ob es auch das erweiterte Umfeld zu tun vermag.


Kinder und Jugendliche gemeinsam mental und emotional stärken

Die Antwort lässt nicht auf sich warten. Einer Studie der Pro Juventute von 2019 zur Folge gilt die Schule als Top-Stressor im Leben von Kindern und Jugendlichen. Dabei geht es nicht nur um Prüfungen und Hausaufgaben, sondern auch um Belastungen durch Streit in der Klasse, Konflikte mit der Lehrperson oder Mobbing Stress. Einst selbst Lehrperson, ist mir bewusst, dass ich täglich mein Bestes gegeben habe. Trotzdem haben Lehrplan, erweiterte Lernziele, Ansprüche an ständige Qualitätssteigerung und die vielfältigen Kompetenznachweise den Schulalltag getaktet. Deshalb plädiere ich für mehr Raum im Lehrplan, damit sich Schüler und Lehrpersonen selbstwirksam erleben können. Eine anregende Geschichte dazu, erzählt Sabine Bohlmann in "Frau Honig und die Schule der Fantasie". Für jede selbstwirksame Lehrperson ein Lesespass mit vielen kleinen Anregungen. Die folgenden Übungen lassen sich ebenfalls wunderbar in den Schul- oder Familienalltag integrieren. Mein persönliches Fazit: Ziehen wir also am gleichen Strick und unterstützen unsere Kinder und Jugendlichen in der Krise.


Body2Brain Übungen oder wie der Körper mit dem Gehirn zusammenspielt

Die Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche wird wissenschaftlich intensiv erforscht und genutzt. Gegen äussere Belastungen kannst du dich mit Body2Brain Übungen emotional und mental immun machen. Diese Übungen bewirken eine Selbstberuhigung und stärken damit deine Selbstwirksamkeit. Dabei sind diese so einfach und spielerisch, dass sie sich einfacher im Alltag integrieren lassen als das tägliche Zähneputzen.


Herzpflaster für einen guten Abstand - Body2Brain Übung

  • Lege einfach die Hand auf dein Herz. Genauer: auf den Brustkorb-Bereich über deinem Herzen.

  • Lass deine Hand dort kurz verweilen. Ganz sanft oder mit einem leichten, ermutigenden Druck, der eine angenehme Schwere verursacht.

  • Spüre dabei einfach deinen Herzschlag. Gehe auf deinen Rhythmus des Lebens ein.

  • Und - wenn es irgendwie möglich erscheint - lächle dabei. Das Lächeln ist ein schöner Verstärkungseffekt.

Herzpflaster ist eine fürsorgliche Schutzgeste für dich selbst und ist ausserdem gut gegen Herzrasen, aus welchen Gründen auch immer. Durch die ruhige Handhaltung werden gestresste Hirnbereiche beruhigt: Die Hautnerven leiten die beruhigende Körperberührung weiter, worauf der Nervus vagus (ein besonderer Nerv, der unter anderem den Herzschlag stabilisiert) reagiert und gleichzeitig an das Gehirn die Info weiterleitet: emotionale Wärme. Dies führt zur Ausschüttung von Endorphinen und Oxytocin - wunderbare Beruhigungsmedizin aus der Abteilung "körpereigene Produktion".


Grün sehen - in der Ruhe liegt die Kraft - spielerische Body2Brain Übung

  • Hebe deinen Kopf und schaue ein wenig um dich herum.

  • Lass deine Augen wandern: Wo ist Grün? -Hellgrün... -Dunkelgrün... -Frühlingsgrün... -Smaragdgrün... ...Grün in allen Variationen

  • Konzentriere dich für einige Sekunden auf das Grün um dich herum.

Dein Hirn kann 1 bis 50 Nuancen Grün wahrnehmen. Für dieses differenzierte Wahrnehmen ist das Auge (Sehnerv) und die Sehrinde in deinem Gehirn zuständig. Diese sind in jeder Form von Wachzustand aktiv. Grün sehen beruhigt den Sehnerv und deine emotionalen Zentren. Grün ist deshalb eine Wohlfühl-Farbe, was wissenschaftlich erwiesen ist. Im übertragenen Sinn kannst du dir innerlich sagen: "immer wenn ich rot- oder schwarz-sehe, stelle ich meinen mentalen oder meinen realen Bildschirmschoner auf Grün."

Wenn du dich körperlich und geistig lockern willst: bewege dich spielerisch fünfmal am Tag je 60 Sekunden in grüner Umgebung. Das bessert deine Laune und dein Selbstwertgefühl und lindert Stress.

Übrigens: Spielerische Tätigkeiten zwischendurch bauen Stresshormone ab.


«Das Leben und seine vielen Wunder sind in uns und ausserhalb von uns vorhanden» Thich Nhat Hanh

Jede Krise biete die Möglichkeit gestärkt daraus hervor zu gehen. Zum Thema "Mentaltraining für Kids&Jugendliche" biete ich monatliche Trainings in einer kleinen Gruppe oder Einzeltrainings an. Auf der Homepage findest du unter KURSE noch weitere Angebote für junge Menschen. In der Ruhe liegt die Kraft. Das Autogene Training kannst du ausserdem mit der ganzen Familie erlernen.


Und wenn das Kind dazu nicht bereit ist? Dann können Eltern und Lehrpersonen den ersten Schritt tun und sich selbst mental und emotional stärken. Ich garantiere... der Effekt auf dich und deine Umwelt fällt auf.


In diesem Sinne wünsche ich dir viel Freude am Üben eines bewussten Selbst - mit deinen Kindern oder einfach für dich selbst.


Danke für deine Aufmerksamkeit beim Lesen des Blogs. Danke für das Ausprobieren der verschiedenen Werkzeuge. Danke für dein Feedback, damit ich mich freuen und wachsen darf.


Quellen:

-Artikel 1: Freiburger Nachrichten, Dienstag, 9.Mai 2023, forum, Ratgeber Erziehung, "Hilfe, unser Kind wird gemobbt - was können wir tun?, Seite 9

-Artikel 2: Fritz und Fränzi, das schweizer ElternMagazin, 5/Mai 2023, "Jugend in der Krise" - Warum immer mehr Kinder und Jugendliche psychisch erkranken - und worauf Eltern achten sollten, Seite 10 ff

-Übung Annäherung an mein AtemWesen: atemzeit - Atemverband Schweiz AFS, Nr.25 / April 2023, Atemübung "Annäherung an mein AtemWesen", Gloria Monica Balmelli, ganzheitlich integrative Atemtherapeutin IKP, Seite 13

-Body2brain Übung Herzpfaster für einen guten Abstand: Dr. med. Claudia Croos-Müller, Bleib cool - das kleine Überlebensbuch für starke Nerven, Soforthilfe bei Stress, 2019 Kösel Verlag, ISBN 978-3-466-34742-1, Seite 20 ff

-Body2brain Übung Grün sehen: Dr. med. Claudia Croos-Müller, Bleib cool - das kleine Überlebensbuch für starke Nerven, Soforthilfe bei Stress, 2019 Kösel Verlag, ISBN 978-3-466-34742-1, Seite 23 ff

-Literaturtipp von einer fantasievollen Lehrperson, die ich persönlich kenne: Sabine Bohlmann, Frau Honig und die Schule der Fantasie, 2020 Planet! Thienemann-Esslinger Verlag, ISBN 978-3-522-50679-3 -Bilder aus der eigenen FrühlingsGalerie


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